Ich will hoffen auf den HERRN, der sein Antlitz
verborgen hat vor dem Hause Jakob.
Jesaja 8,17

Wenn die Mauern oder Pfeiler unserer Kirchen gefragt würden,
welches die Wörter sind, die hier drinnen am meisten
ausgesprochen werden, sie würden wohl antworten (wenn
sie denn könnten): Frieden, Glaube, Liebe, Hoffnung … Das
letztgenannte dürfte heutzutage gar überwiegen. In unserer
unvermittelt noch komplizierter gewordenen Welt braucht
es Hoffnung ganz besonders. Wer Hoffnung sagt, redet von
einer anderen Wirklichkeit. Sie ist verborgen, aber sie existiert.
Und sie wirkt in die Realität, die uns umgibt, von der wir
Teil sind und die uns manchmal den Atem nimmt. Hoffnung
ist wie Luft, die unerwartet von irgendwo herkommt und
uns, wenigstens für einen kurzen Augenblick, durchatmen
lässt. Das füllt nicht nur die Lungen, sondern erfüllt den
ganzen Menschen mit einem Kraftschub. Hoffnung schafft
Raum für Neues und bringt Energie. Wer hoffen mag, kann
mit einer Veränderung der bestehenden Verhältnisse rechnen.
Mehr noch: darf daran glauben und darauf vertrauen.
Das meint wohl Jesaja, wenn er Unmut verspürt über seinen
Auftrag gegenüber einem Volk, das nicht hören will. Und
schon gar nicht umkehren, wie es Gottes Wille ist. Dass er
hofft, gibt ihm den Mut, sein Amt als Mittler zwischen Gott
und seinem Volk weiterzuführen. Weil er weiter zu hoffen
wagt – trotz allem, was rundherum ist –, kann er in Gottes
Dienst ausharren und immer wieder Luft holen.

Von: Hans Strub