Wenn ihr alles getan habt, was Gott euch befohlen hat, dann sagt: Wir sind Diener, weiter nichts; wir haben nur getan, was uns aufgetragen war. Lukas 17,10
Auf den ersten Blick wirkt dieser Vers schroff. «Diener – weiter nichts!» Ist es nicht so, dass wir irgendwo im Verborgenen eine geheime Rechnung führen: dass mir meine Guttaten (wenn es denn welche sind) angerechnet werden. Dass ich ebenso in Sorge bin, es könnte nicht reichen. Muss man sich am Ende das Himmelreich doch irgendwie verdienen?
Auf den zweiten Blick ist es eben gerade keine Rechnung. Tun, was Gott euch befohlen hat, Gottesdienst also, ist Leben: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst.» (Lukas 10,27)
In einem Radio-Interview über Hoffnung und ein sinnvolles Leben sagte der Historiker und Publizist Philipp Blom: «Wir brauchen einen Horizont, der grösser ist als das eigene Leben. Die Welt ist veränderbar, und ich habe einen Beitrag. Ich bringe meinen Beitrag, weil ich weiss, dass es richtig ist, nicht weil es Erfolg verspricht.» Das «Richtige», das, was uns aufgetragen ist, kann Mut oder Verzicht oder Ansehen oder Geld oder Schweiss kosten und ist vor Zweifeln nicht gefeit. Aber ob es gelingt oder nicht, es hat den Lohn in sich selbst.
Von: Dorothee Degen-Zimmermann