Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Micha 7,18

Die letzten gut zehn Verse des Michabuchs sind ein Dankgebet. Gedankt wird Gott dafür, dass er trotz allem «Sünden vergibt und Schuld erlässt» – nachdem dieser Prophet in mehreren Anläufen dem Volk in und um Jerusalem vorgerechnet hat, was es alles falsch gemacht und womit es sich Gottes Zorn und alle Strafen zugezogen habe. «Ich werde die Wut des Herrn ertragen, denn ich habe gesündigt gegen ihn (…), aber er wird mich hinausführen an das Licht, ich werde seine Gerechtigkeit sehen!» (Vers 9) Eine wundervolle Aussage, an die der heutige Satz eigentlich direkt anschliesst: Nicht die Strafe ist das Letzte, nicht das Unheil oder gar der Untergang – diese Szenarien kommen bei Micha durchaus vor –,
sondern der vergebende Gott will Neuanfänge ermöglichen! Er hat «Gefallen an Gnade»! Wir können diesen Satz und die ihn umgebenden Sätze in unseren Tagen nicht oft genug lesen und hören: Gott wird seiner Welt Auswege aus chaotischen Zuständen, aus Zorn und Hoffnungslosigkeit auftun. Darum wird hier gebetet, darum können alle Menschen in aller Welt beten und bitten. Gott wird, so macht der alte Prophet hier deutlich, darauf hören, weil er ein Gott des Lebens – und der Gnade ist! Damals wie heute!

Von: Hans Strub