Wenn jemand zu Christus gehört, gehört er schon zur neuen Schöpfung. Das Alte ist vergangen, etwas Neues ist entstanden! 2. Korinther 5,17

Albert Schweitzer, dessen Geburtstag sich 2025 zum 150. Mal jährt, hat ein faszinierendes Buch mit dem Titel «Die Mystik des Apostels Paulus» geschrieben. Darin befasst er sich mit der sogenannten Rechtfertigungslehre von Paulus. Diese gilt der evangelischen Kirche als «articulus stantis et cadentis ecclesiae», als Grundsatz, mit dem die Kirche steht und fällt. Schweitzer hingegen vertritt die These, dass die «Rechtfertigung allein aus Glauben und nicht durch Werke des Gesetzes» nur ein «Nebenkrater» des paulinischen Denkens sei, der sich im «Hauptkrater der Mystik des Seins in Christus» gebildet habe.
Tatsächlich scheint es bei Paulus zwei Konzepte von Erlösung zu geben, die nicht deckungsgleich sind. Da ist auf der einen Seite die Rechtfertigungslehre, die mit juristischer Begrifflichkeit zum Ausdruck bringt, dass ich, unabhängig von meinen Taten, von Gott «gerechtfertigt» bin. Von Paulus stammen aber auch andere Aussagen, wo die Sprache keine juristische ist. Da geht es um Verbundenheit, Verwandlung, da ist keine Gerechtsprechung von aussen, sondern Transformation des «inneren Menschen».
Das ist es, was Schweitzer mit «Mystik des Seins» meint. Einer der «Sprüche paulinischer Mystik», die er seinem Buch voranstellt, ist der heutige Lehrtext.

Von: Andreas Fischer