Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse,
hängt dem Guten an.
Römer 12,9

Echt hat die Liebe zu sein, nicht geheuchelt. Liebe lässt sich indes nicht befehlen, sie ist da oder sie ist nicht da. Auch lässt sich nicht befehlen, dass sich nichts Falsches in die Liebe mische. Mit anderen Worten und logisch gefolgert: Wenn wir keine Liebe fühlen, so lassen wir es besser. Wie begegnen wir dann dem Mitmenschen? Am besten, denke ich, mit Respekt, redlich und anständig. Das Böse sollen wir hassen. Ein schwieriges Gebot. Wissen wir immer, was böse ist? Wissen wir stets, wenn wir etwas Böses getan haben? Manchmal, aber nicht immer. Wir sind «böse von Jugend an», heisst es in der Bibel (1. Moses 8,21). Ob wir nun gut aus der Hand Gottes kommen, wie es im «Emile» von Jean-Jacques Rousseau heisst, und Böses erst im Laufe der Zeit ausbilden, oder ob das Böse integraler Bestandteil unserer Natur ist, Tatsache ist, dass es das Böse gibt – im Grossen und im Kleinen, zwischen Völkern, zwischen und in Menschen. Wenn wir aber Abbild Gottes sind, ist dann das Böse auch in Gott zu orten? Oder sind wir nur im Guten Abbild Gottes? Fragen über Fragen, mit denen sich manche klugen Köpfe über die Zeitläufe hinweg befasst haben.
Ich für mich halte es mit Marie Luise Kaschnitz und glaube, dass es den verborgenen Gott gibt, dem sie folgende Worte in den Mund legt:
«Ihr sollt in mir sehen / Einen von zweien / Und hinter meinen Worten / Unruhig horchen / Auf die andere Stimme.»
Dem Guten «anhängen», es immer und immer wieder versuchen, das bleibt.

Von: Kathrin Asper