Jesus sprach zu dem jungen Mann: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Matthäus 19,21
Kürzlich skizzierte ich einem Ökonomen die These, die der katholische Pastoraltheologe Jan Loffeld in seinem Buch «Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt» entfaltet (und die betrüblicherweise meiner eigenen Erfahrung als Pfarrer entspricht): dass, salopp gesagt, viele Menschen ohne jeden Bezug zum Himmel ganz zufrieden sind mit ihrem Dasein auf Erden. Da ist keine Sehnsucht, kein unruhiges Herz, keine noch so leise Ahnung davon, dass es doch mehr als alles geben muss. Nach kurzem Nachdenken verwies mich der Ökonom auf Dorothee Sölle. Diese erwähnt in ihrem Buch «Mystik und Widerstand» ein Kind, das dreissig Puppen besitzt und darüber den emotionalen Bezug verliert, den es zu einer einzelnen Puppe hätte: Es würde sie kämmen, ihr einen Namen geben, sie lieben. Durch die anonyme Masse an Puppen entsteht ein emotionaler Hunger, der nach immer mehr Puppen ruft, durch diese aber gerade nicht gestillt wird. Sölle plädiert für eine neue Askese: «Sie muss ansetzen bei der als Autonomie und freie Auswahl deklarierten Abhängigkeit des Ich von der Warenwelt.» Mit dieser neuen Askese, erklärte mir der Ökonom, würde die Kirche an gesellschaftlicher Relevanz gewinnen. Die Kirche, sagte er, soll Schätze im Himmel sammeln.
Von: Andreas Fischer