Du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott,
meine Hoffnung von meiner Jugend an.
Psalm 71,5

Ein alter Mensch bekräftigt seinen Glauben. Zuversicht und
Hoffnung sind die zentralen Begriffe. Aber der Psalm spricht
auch von Angst, von Schmach, von Abgründen. Dem gegenüber
denke ich an einen Menschen, der mir mein Leben lang
nahe war und ist, der dement in seinem Fauteuil sitzt und
sagt, es gehe ihm gut. Natürlich weiss ich nicht, wie es in seiner
Seele aussieht, denn er kann sich nicht mehr ausdrücken.
Zuversicht und Hoffnung – was bedeuten sie mir im Alter?
Was trage ich in meiner Seele herum, wenn es dunkel und
trüb ist? Kann ich dann meinen Glauben bekräftigen, kann
ich Kraft schöpfen?
Wie der Psalmsänger hoffe ich auf Gott, die Lebendige,
hoffe darauf, dass sie mir Hoffnung und Zuversicht schenkt,
hoffe darauf, dass ich würdig leben kann. Und ich weiss ja,
wie privilegiert ich bin. Und doch will ich sie zulassen, die
Angst, will ihr begegnen mit meinen Gefühlen und Gedanken.
Denn nur so kann ich Zuversicht erfahren, denn Gott,
die Lebendige, ist da in der Angst und schenkt mir Kraft,
Zuversicht und Hoffnung, einfach so.
Und so bitte ich Gott um Zuversicht und Hoffnung für alle
Menschen.

Von: Madeleine Strub-Jaccoud