Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet,
dass du getan hast, was ihm missfiel? 2. Samuel 12,9
Die Vorgeschichte zum Vers ist eine Ungeheuerlichkeit. Sie
handelt von sexueller Gewalt und ihrer Vertuschung durch
einen Mord am Ehemann der Vergewaltigten. Eindeutig wird
Jahwes Gebot mit den Mitteln der Willkür übertreten. Daher
schickt Gott Nathan, seinen Sprecher. Der macht es spannend.
Er verurteilt David nicht; mit einer Geschichte von
der Habgier des Reichen, der mit niemandem teilen will
und deshalb das einzige Lamm des Armen schlachtet, als er
einen Gast bewirten muss, spricht er stattdessen über Arm
und Reich. Er spiegelt somit Davids Verhalten im Licht von
Macht! Nathan erzählt von einem, der seinen Willen zum
Gesetz macht, weil er weiss, dass er stärker ist als sein Gegenüber.
Macht siegt über Ohnmacht. Eine im Alltag keine so
ungewöhnliche Erfahrung. Beim Autofahren, beim Mobbing
in Betrieben, im Machtkampf politischer Parteien wird die
Würde der Schwachen missachtet, werden die Regeln zu
deren Schutz verletzt.
Es gilt zu beweisen, dass man stärker ist als sein Gegenüber.
David bekennt auf die obige Frage seine Schuld. «Ich habe
gegen den Ewigen gesündigt!» Eigenes Fehlverhalten einzugestehen,
keine Ausreden, keinen Sündenbock zu suchen,
gehört zum Schwersten in unserem Leben. Aber nur in
solchem Eingeständnis liegt die Chance, dass ich von dem,
was ich getan habe, freikomme und neu beginnen kann
unter der Gnade Gottes.
Von: Gert Rüppell