Der HERR lässt sein Heil verkündigen; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar. Psalm 98,2
Ach ja, der Herr macht seine Gerechtigkeit bekannt und kein Mensch hört hin. Das alte Lied! Wie fantastisch das doch ist. Und es wird noch besser, wenn es zum Schluss des Psalms heisst, Gott komme als Richter. «Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.» Wir zucken beim Wort Gericht zusammen. Für den Beter ist es eine grossartige Aussicht. Irgendwann wird die Unordnung ein Ende haben. Jede Ungerechtigkeit wird geahndet,
jedes Unrecht gesühnt, jedes Unheil geheilt und alle Zerstrittenen werden versöhnt. Wenn es doch nur wahr würde!
Ob wir mehr bekommen als nur den Konjunktiv?
Ich wäre für einen Optativ. Der Begriff leitet sich vom Verb optare ab, was «wünschen» bedeutet. Ein Optativ drückt Wunschsätze aus. Sich darauf verlassen, dass es wahr wird, verlässt sich auf Gottes Möglichkeit und wünscht sich sehnlichst die Erfüllung. So zu beten, ist für den Psalmisten weder irreal noch irrational. Denn Gott ist (in seiner Vorstellungswelt) der König der Welt. An ihn zu glauben – allein mit der Gewissheit des Herzens, manchmal schwankend und manchmal hinkend –, schafft Vertrauen, macht hoffend, bewirkt Liebe. Haben wir nicht etwas mehr Power? Ein gutes Argument?
Nein, mehr haben wir nicht, aber es ist genug, um ein neues Lied zu singen!
Von: Ralph Kunz