Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht; aber wenn das Herz bekümmert ist, entfällt auch der Mut. Sprüche 15,13
Wenn ich am Hauptbahnhof in Zürich oder an einem anderen Bahnhof stehe, schaue ich gerne den Menschen zu. Dann habe ich oft den Eindruck, nur bekümmerte Gesichter zu sehen. Automatisch frage ich mich dann, ob ich auch ein bekümmertes Gesicht mache. Wie viel schöner ist es doch, mit einem fröhlichen Gesicht Kraft auszustrahlen. Oder liege ich falsch? Denn ich muss sofort aufpassen, nicht zu werten. Ich kann ja nicht in die Herzen der Menschen schauen. Das ist gut so. Und so weiss ich auch nicht, ob es stimmt, dass der Mut entfällt, wenn das Herz bekümmert ist. Es könnte ja auch sein, dass genau dann der Mut zum Widerstand wächst. Ich denke, dass all die verschiedenen Befindlichkeiten und ihre Ausdrucksformen aufgehoben sind bei Gott, der Lebendigen. Sie wertet nicht, sie ist einfach da. Und sie schenkt Kraft für das Leben, denn darum geht es doch, dass Leben als Ganzheit gemeint ist. An mir ist es, in die Gesichter der Menschen zu schauen und sie wahrzunehmen als ganze Menschen, je mit ihrer besonderen Würde. Und diese Würde muss geschützt werden, hier bei uns und dort, wo sie besonders beschädigt wird. Das braucht Mut, darum bitte ich.
Schenke uns die Kraft, hinzuschauen und für die Menschen, die uns brauchen, einzustehen.
Von: Madeleine Strub-Jaccoud