Auf dich hoffen, die deinen Namen kennen; denn
du verlässest nicht, die dich, HERR, suchen.
Psalm 9,11

Wenn der kleine Junge damals durch den dämmerigen Wald
gehen musste, waren die Sinne sehr angespannt. Und wenn
ich dann in der Ferne eine Person sah, die entgegenkam,
blieb ich stehen. Ein paar Augenblicke der steigenden Ungewissheit,
dann das Erkennen des Menschen aus dem Dorf.
Erleichterung: Den kenne ich, ich weiss, wie er heisst; er wird
mir nichts tun. Ein Moment des Zutrauens, des Vertrauens.
Ähnliches erlebt der Psalmist, wenn auch in viel grösseren
Dimensionen, gegenüber fremden Feinden, die offensichtlich
sein Leben bedrohten. Und es ist Gott, dessen Namen
er kennt und von dem er einmal mehr erfahren hat, dass er
ihn nicht verlässt. Jetzt betet er. Wahrscheinlich hat er das in
der Not vorher auch schon gemacht. Er dankt. Im Lob Gottes
entweicht die Angst. Und schafft Raum für ein neues Gefühl:
Geborgenheit. Gott hat geholfen, Gott hat bewahrt. Gott ist
zuverlässig, ich kann ihn finden, und er findet mich. Jederzeit
und überall. Angst erzeugt Ohnmacht, ich fühle mich einsam,
ausgeliefert und hilflos. Angst lähmt. Beten erlöst mich
wenigstens kurz aus der Schockstarre, aber genau diese Zeit
kann ausreichen, um einen neuen Gedanken zu fassen. Einen
Weg zu sehen, der eben noch verborgen war. Es braucht Mut,
in solchen Situationen neu zu denken. Eben zu beten. Aber
die Folgen können grossartig sein. Lebendig machen und
handlungsfähig.

Von: Hans Strub