Jesus nahm die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Markus 10,16
Gemäss einer schönen Anekdote wurde Paul Klee einst vorgeworfen,
so wie er könne jedes Kind malen. Seine Antwort habe gelautet: «Das
ist es eben: Die Kinder können es!» Kinder sind Künstler: spontan,
weltoffen, unmittelbar.
Indessen bedeutet das griechische Wort «Paidion» nicht nur «Kind»,
sondern auch «Säugling», «Neugeborenes». Auf dieser noch
ursprünglicheren, noch weiter im Anfang liegenden Ebene gilt:
Das Kind ist radikal abhängig, angewiesen, ausgeliefert.
«Gerade so», schreibt der Neutestamentler Eduard Schweizer
(1913–2006), «als die, die nichts vorzuweisen haben, keine
Leistungen aufrechnen können, sind sie gesegnet.»
Beide Qualitäten, die der unverstellten Kreativität und die
der radikalen Abhängigkeit, gilt es, sich im Erwachsenenleben zu
erhalten. Beziehungsweise sie zu revitalisieren, wenn sie
verschüttgegangen sind.
Es sind diese Qualitäten, welche die Tür zum Himmel öffnen.
Den Kindern, sagt Jesus, gehört das Reich Gottes (Verse 14 ff.).
Den Worten folgt die Segensgeste im heutigen Lehrtext.
«Die äussere Handlung», schreibt Schweizer, «unterstreicht,
wie real Jesus solchen Zuspruch meint.»
Von: Andreas Fischer