Euer Herz sei ungeteilt bei dem HERRN,
unserm Gott. 1. Könige 8,61
In dieser Mahnung steckt ein schönes Bildwort. Ein ungeteiltes
Herz ist ein ganzes Herz. Wenn es ganz bei Gott ist,
funktioniert es richtig. Was das meint, kann man mit einem
trivialen Vergleich besser verstehen. Wer nicht ganz bei der
Sache ist, hat eine geteilte Aufmerksamkeit. Bei Herzensangelegenheiten
hat das unter Umständen fatale Folgen. Das
ungeteilte Herz taucht immer dort auf, wo es um unsere
Person geht und gefragt wird, wer wir sind und zu wem wir
gehören, also um Treu und Glauben und um das, was uns im
Innersten zusammenhält. Das erinnert an das Liebesgebot.
«Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem
Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.» (Deuteronomium
6,5) Wenn ich mit mir ehrlich bin – und das
Bolderntext-Schreiben lässt es mich ab und zu versuchen –,
muss ich zugeben: In der Regel bin ich «aufgeteilt» in allerlei,
und es geht vom Hundertsten ins Tausendste. Viel Zeit, um
Gott von ganzem Herzen zu lieben, bleibt da nicht. Anderen
soll es auch so gehen. Darum sind Gebetszeiten so kostbar.
Ein Bruder in Taizé erklärte mir das Wort «Mönch» so:
Das altgriechische «monachós» leitet sich von «mónos» ab.
Man kann es mit «allein» übersetzen. Aber angemessener ist
es, sich ein Herz vorzustellen, das sich danach sehnt, ganz bei
Gott zu sein – oder ganz bei Trost. Ein wenig mönchischer
werden täte mir wohl gut …
Von: Ralph Kunz
