Simeon pries Gott und sprach: Meine Augen haben
das Heil gesehen, das du vor den Augen aller Völker
bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und
zur Verherrlichung deines Volkes Israel. Lukas 2,28.30–32
Wenn von Gott die Rede ist, gibt es nichts, auf das wir zeigen
könnten und sagen: «Schau, das ist Gott!» Denn Gott ist
unsichtbar. Niemand hat Gott je gesehen. Manche Zeitgenossen
meinen darum, Gott sei ein Nichts oder, schlimmer
noch, ein Nichtsnutz. Simeon widerspricht. Er preist Gott,
weil seine Augen ein Licht zur Erleuchtung der Völker und
ein Zeichen seiner heilsamen Nähe sehen. Er bezeugt Gottes
Wirken und verweist auf die Spur der Geschichte, die mit
Sara und Abraham begonnen hat. Er schaut den Segen, der
von Generation zu Generation weitergetragen wird oder –
ein bisschen körperlicher – der bis zum heutigen Tag von
einem Bauch zum anderen wandert. Der Augenzeuge
Simeon hat das Jesuskind gesehen: Glied in der Kette und
doch Anfang von etwas Neuem, Mensch aus Fleisch und
Blut und doch mehr, als wir mit den Augen erkennen können.
Wenn die Zeugen nach ihm von Gott reden, spüren sie
die Kraft, die ihn durchströmte, die Liebe, die ihn befeuerte,
seinen Segen, der uns aufblühen lässt.
Nein, dieser Segen ist nicht nichts und auch nicht irgendetwas.
Er ist im Du verborgen, von dem wir nichts wissen,
aber dem wir alles anvertrauen.
Von: Ralph Kunz
