Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle
meine Schritte?
Hiob 31,4

«Heb Sorg», sagen wohlmeinende, meist ältere Leute zu
jemandem, die oder der gerade zur Tür rausgeht, die Tasche
über der Schulter, auf dem Weg zu einer neuen Unternehmung,
einem neuen Abenteuer. «Klar, s chunnt scho guet»,
könnte eine Antwort darauf sein, unbekümmert, vital,
selbstbewusst. Ich hoffe, Sie sind auch schon einmal diese
Person gewesen, die mit Ur- oder Gottvertrauen zur Tür
rausgeht und frohgemut die schützende, vertraute Umgebung
verlässt.
Die «Nackenschläge des Lebens» hingegen können uns ins
Wanken und Straucheln und zum Zweifeln bringen. Hiob
musste unmenschliche Nackenschläge einstecken und fragt
sich nun, ob er etwas falsch gemacht hat. Ob es eine Erklärung
für sein Leid gibt. Ob er es verdient hat, ob Gott ihn vielleicht
für früheren Erfolg und Überheblichkeit straft. Aber
er findet nichts.
Trost und Bestätigung findet er in einer persönlichen
Begegnung mit Gott, der gar nicht auf sein Leid eingeht,
sondern seine Grösse und Schöpferkraft preist. Dies hat für
mich etwas Verstörendes und etwas Tröstliches zugleich:
Gott steht nicht in einem Zusammenhang mit Hiobs Leid, er
erwähnt es nicht einmal. Aber auch: Gott ist kein strafender
Gott, der abrechnet und die Menschen dadurch erzieht. Dies
regt mich an, über mein Gottesbild nachzudenken.

Von: Katharina Metzger