Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Matthäus 7,12

Eine Weltreise, so lange sie auch dauert, wird an keinen Ort führen, an dem die Goldene Regel nicht in einer ihrer Varianten bekannt ist. Der geschichtliche Rückblick, so weit er auch zurückführt, wird aus allen uns bekannten Zeiten ein ähnliches Zitat zu Tage fördern. Diese so berühmte Anweisung ist natürlich nicht unwidersprochen geblieben. George Bernard Shaw meinte ironisch: «Behandle andere nicht, wie du möchtest, dass sie dich behandeln. Ihr Geschmack könnte nicht derselbe sein.»

Dabei geht es nie um harmlose Geschmacksfragen, sondern um das gefährliche Abenteuer, von sich aus mit der guten Behandlung anzufangen, auch wenn die anderen nicht oder noch nicht mitmachen. In der Bergpredigt fehlen realistischerweise alle naiven Versprechen, dass dann alle begeistert sein werden und auf jeden Fall auch gleich mitmachen und später ihrerseits bei anderen weitermachen. So verbreitet die Regel ist, so wenig wird sie erprobt und im Alltag gelebt. Jesus Christus gehört zu jenen, die die Goldene Regel konsequent umgesetzt haben, gegenüber Freunden, Fremden und Feinden. Auch deshalb wurde aus seiner Lebensgeschichte zuletzt eine grausame Leidensgeschichte. Denn mit seiner Feindesliebe machte er sich keine Freunde. Im Gegenteil: Er starb auch an den unmittelbaren Folgen der beherzigten Goldenen Regel. Dennoch ist sie nicht aus der Welt zu schaffen.  

Von: Dörte Gebhard