Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Römer 8,31

Paulus ist ein alter Mann, als er den Römerbrief schreibt. Ob er deshalb so widersinnige Fragen stellt? Ist er müde und abgestumpft? Sieht er die Realität nicht mehr klar?

Er schreibt an «die Römer», wie wir gewöhnlich sagen. Das klingt sonntags, bei unseren Lesungen, immer grossartig und allumfassend. Es war aber eher ein überschaubarer Kreis, der den Brief, auch damals an einem Sonntag, erstmals vorgelesen bekam. Manche schätzen, es seien seinerzeit ungefähr 250 Christen und Christinnen in der Millionenstadt gewesen.

Paulus ist in seinem langen Leben mehr als genug herumgekommen. Die Widerstände gegen die Verbreitung des Evangeliums und die Widrigkeiten auf seinen Reisen passen nicht auf diese Seite: eine Giftschlange und mehr als Gegenwind, unzählige Male Hass und Hetze gegen ihn, Gefangenschaft und immer wieder Gefahr für Leib und Leben.

Er kann so fragen, weil er trotz allem alt geworden ist, weil er bewahrt wurde, sooft er den allzu frühen Tod vor Augen hatte. Er kann so trotzig sein, weil er nie genug Zeit hatte, um innerlich abzustumpfen. Er kann den wenigen Anfängerinnen und Anfängern im Glauben Mut machen, weil Gott ihn immer wieder auf den Boden seiner wunderbaren Tatsachen gestellt hat. Gefühlt «alle» mögen gegen uns sein. Der Augenschein kann diesen Gedanken geradezu aufzwingen. Aber Gott ist für uns – und für alle seine Geschöpfe. Widerstand ist zwecklos.

Von: Dörte Gebhard