Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt
sich der HERR über die, die ihn fürchten.
Psalm 103,13

Wer von Gott spricht, muss es in Bildern tun. Vater ist ein
Bild, Mutter ist ein anderes. Kraft, Licht, Fundament sind
weitere. Der Mensch, der die heutigen Psalmworte betet,
spricht von Gott als Vater. Ein Vater, der bezogen ist und
gegenwärtig; einer, der sich der Kinder annimmt und sie tröstet.
War der Mensch, der diese Worte betet, zunächst einmal
verzweifelt? Verloren in einer Welt, die zum Verrücktwerden
ist? Erfuhr er dann Trost? Ein Trost, dem eine Wahrheit
zugrunde liegt? Ein Trost, der aus der Tiefe kommt? Ein Trost,
der eine neue Sicht auf die Welt ermöglicht?


Wer sich erbarmt, ist in den Gedärmen aufgewühlt, so der
hebräische Wortsinn. Da geht ihm etwas sehr nahe. Näher als
sonst. Auch das Wort für Mutterschoss klingt an. Die weibliche
Seite Gottes schwingt also mit. Wir ruhen aus in Gottes
Erbarmen. Ziehen uns wie in Gottes Mutterschoss zurück,
werden – befristet – wieder Kind. Ein bisschen Wärme in der
kalten Welt. So ist auch die Gottesfurcht keine Angst. Eher
ehrfürchtiges, besser: achtsames Verweilen in Gottes Gegenwart.
Wir kommen wieder zu Kräften, tanken auf. Dann,
genährt, gehen wir unseren Weg weiter. Mutig und fröhlich.

Von: Chatrina Gaudenz / Lars Syring