Die Gastkolumne kommt von Georg Schubert. Er ist Mitglied der Kommunität Don Camillo und gehört zum Team des Stadtklosters Segen in Berlin.

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.    Sacharja 2,14

«Ach, im November ist alles so dunkel. Das Kirchenjahr geht zu Ende. Man soll über den Tod nachdenken. Ich finde das so traurig.» Vielleicht haben Sie das auch schon gehört. Vielleicht schon selbst gesagt oder gedacht. Es stimmt ja auch, die Tage werden kürzer, die Herbstfarben sind vorbei, es wird dunkel und grau. Das Kirchenjahr geht zu Ende. Sein letzter Sonntag ist der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag. Da hinein klingt die Losung von diesem 1. November. Sie weist in eine ganz andere Richtung. Sie spricht von der Zukunft, die Gott für uns bereithat.

Diese Verse gehören irgendwie fest zu Weihnachten. Da werden sie gelesen und gepredigt. Ich bin aber überzeugt, dass dieser Prophetenspruch über das Weihnachtsgeschehen hinausweist. Denn dieser Gedanke, dass Gott mit uns ist und unter uns wohnt, zieht sich durch die Bibel bis zur Offenbarung, wo wir lesen:

«Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her  rufen: Sieh her: Gottes Wohnung ist bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein?» (Offenbarung 21,3) Johannes sieht da eine Zukunft, in der Gott tatsächlich gegenwärtig ist in unserer Mitte. Ich finde diese Zusage, dass Gott es mit uns aushalten will, sehr besonders. Er will mit uns Gemeinschaft haben. Das bekennen wir und erfahren es ja auch, dass er schon heute durch seinen Geist unter uns ist. Aber diese Bilder beim Propheten und in der Offenbarung lassen mich hoffen, dass Gott eine Zukunft bereithält, in der wir seine Gegenwart in einer anderen Qualität erfahren.

Ich kann mir das nicht vorstellen. Meine Bilder von Gott stehen mir im Weg. Ich weiss, dass er kein alter Mann mit Bart ist, ich weiss, dass Gott mehr ist als Energie oder Kraft. Er muss Person sein mit Gestaltungswillen und Handlungsmöglichkeit. Schon der Psalmdichter wusste: «Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?» (Psalm 94,9)

Und gleichzeitig muss er viel mehr Person sein, als wir sind. Umfassender, vollkommener, einfach unvorstellbar. Und dieser Gott will unter uns wohnen.

Er wird das Licht sein, es wird kein Geschrei, keinen Schmerz und kein Leid mehr geben. Stellen Sie sich das vor! Gott selbst wird die Tränen abwischen, dann, wenn er unter uns wohnt. Auf diese Zukunft gehen wir auch in diesem November zu. Keiner kennt die Stunde, wann das eintreten wird. Aber die Bilder sind so grossartig, dass es sich lohnt zu warten, ihm entgegenzuhoffen, bis er kommt. Und zu rufen und zu beten: «Maranatha, ja, komm, Herr Jesus.»

Von Georg Schubert