Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Römer 12,9

In meiner Kindheit und Jugend in Österreich habe ich viele Erfahrungen gesammelt, was es bedeutet, einer Minderheit anzugehören. Man wird ein bisschen schrullig, weil man ja fast keine Möglichkeiten hat, an der Machtfülle der Mehrheit teilzunehmen. Es war schon ein kleiner Triumph, als Österreichs Protestanten den 31. Oktober, den Reformationstag, als offiziellen Feiertag zugesprochen erhielten. An diesem Tag würden wir uns vorstellen und darstellen. Ab sofort wurde die «feste Burg» im Stehen gesungen, so als ob es sich um eine Nationalhymne handelte. Und in gewissem Sinn war es ja eine Nationalhymne. Wir liebten es auch, uns als eine intellektuelle Elite darzustellen, noch bevor wir wuss- ten, was das Wort «intellektuell» eigentlich bedeutet. Mit all dem hoben wir aber empor, was wir eigentlich vertuschen wollten: Wir waren anders. Und wir redeten über Gleiches auf eine andere Art.

Diese folkloristische Darstellung des Protestantismus wurde schon in der Volksschule zertrümmert. Dafür hat der Pfarrer, der mich konfirmiert hat, gesorgt. Er hat mir klargemacht, dass es auf all die Riten nicht so sehr ankomme. Schön anzusehen, aber nicht wirklich nötig.
Wir könnten ohnehin nichts dazutun, es sei alles Gnade. Ja, aber all die guten Ratschläge? Die verbessern das Klima!

Von Reinhild Traitler