Tag: 3. Mai 2022

3. April

Der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat gehört die Stimme des Knaben dort, wo er liegt. Steh auf, nimm den Knaben und führe ihn an deiner Hand; denn ich will ihn zum grossen Volk machen.
1. Mose 21, 17–18

Hagar ist die Zweitfrau von Abraham, die Nebenfrau, ja, eigentlich die Unterfrau. Sara, seine Erstfrau, hat sie ihm «gegeben», damit er endlich den so ersehnten Erben erhält. Als dann auf wundersame Weise Sara selber schwanger wird, sind plötzlich zwei Nachkommen da.
Da ist eine zu viel! Hagar wird in die Wüste vertrieben, der Kindsvater schweigt dazu…
Die mitgegebenen Lebensmittel sind rasch aufgezehrt, der sichere Tod durch Verdursten naht. Da schaltet sich Gottes Stimme ein, vernommen als Engelsruf. Hagar wird gerettet, vor ihr zeigt sich ein Brunnen, aus dem sie und ihr kleiner Sohn Ismael trinken können. Gott will ihr Leben, nicht ihren Tod!
Gott setzt dieser Familientragödie ein unerwartetes Ende: Er verstösst Hagar nicht. Vor Gott ist sie keine «Unterfrau», sondern eine Frau mit den gleichen Mutterrechten wie die viel ältere Sara. Er will, dass sie leben kann. Mehr noch: Er macht auch sie zu einer Stammesmutter; ihrem Sohn wird ein Volk verheissen. Gott hat andere Massstäbe, er schenkt und schützt Leben, er unterscheidet nicht nach Herkunft und Stellung! Das fordert auch heute heraus, uns hier, meine Haltung, mein Handeln!
Von Hans Strub

3. Mai

Lasst euch nicht abbringen von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt. Überall auf der Welt, so weit der Himmel reicht, ist es verkündigt  worden. Kolosser 1,23

Hoffnung, hoffen ist lebenswichtig. Mit Hoffnung haben wir Zukunft und sind verbunden mit dem Gang des Lebens. Die heutige Losung verbindet Hoffnung mit dem Evangelium und verkündigt diese Hoffnung für die ganze  Welt, «so weit der Himmel reicht». Unabsehbar, ohne Ende ist der Himmel.

Ich habe eine besondere Beziehung zur Hoffnung, genauer zur Farbe Grün. Im Frühling, wenn das Leben wieder zu spriessen beginnt, die Bäume grün werden und neues Leben aus der Erde schiesst, ist man dieser Hoffnung sehr nahe.

Hildegard von Bingen, die mittelalterliche Seherin, konnte nicht enden, das Grün zu preisen. Sie nannte es  Grünkraft, «heilige Grünkraft», sancta viriditas, und verstand darunter eine Energie, die alles durchflutet, Menschen, Tiere, Blätter Bäume, die ganze Fauna und Flora – überall ist Grünkraft am Werk, heilige Grünkraft göttlichen Ursprungs. Diese Grünkraft ist Leben, Lebensfluss und Lebenskraft und «Herzkraft himmlischer Geheimnisse». Durchflutet von heiliger Grünkraft, fühlen wir uns lebendig, leben und atmen wir. Zieht sie sich im Herbst über den Winter zurück, so ist sie nicht verloren, sondern kommt wieder. Sie hört nie auf.

Von Kathrin Asper