Gott liess das Volk einen Umweg machen,
den Weg durch die Wüste zum Schilfmeer.
2. Mose 13,18

Gott lässt uns manchmal einen Umweg machen. Durch eine Wüste. Damit es anders weitergeht.
Wenn mein Mann auf einer Wanderung sagt: «Wir könnten doch hier eine Abkürzung nehmen», sage ich: «Nur das bitte nicht!» Die Erfahrung hat uns nämlich gelehrt, dass wir mit sämtlichen Abkürzungen oft länger und gefährlicher unterwegs waren, als wir es ohne sie gewesen wären. Daher ist es für uns ein geflügeltes Wort: Abkürzung? Nein, bitte nicht!
Wege brauchen ihre Zeit. Manchmal länger, als uns lieb ist. Wo die Wege zu kurz sind für unser Leben, da lässt uns Gott einen Umweg machen. Wir haben nicht damit gerechnet. Das haben wir nicht eingeplant. Jedenfalls nicht in diesem Moment. Später vielleicht. Umwege liegen immer quer, uns steil im Weg. Niemand hat es sich gewünscht. Man weiss ja nicht, wie lange es dauert. Und trotzdem ist es ein Geschenk. Weil sonst die Zeit nicht reichen würde, zu lernen, was zu lernen ist. Umwege werden uns zugemutet. Und geschenkt. Doch das verstehen wir erst Jahre später. Manchmal. Viele, viele Jahre später. Wenn wir dann beim Schilfmeer sind.

Gott lässt uns manchmal einen Umweg machen. Einen Weg durch die Wüste. Damit es anders weitergeht. Damit es mit uns weitergeht.

Von Ruth Näf Bernhard