Jesus spricht: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40

Welchen Massstab lege ich an? Wenn ich richte über den Anderen, die Andere, wenn ich mir ein Urteil bilde über mein Gegenüber. Natürlich nicht leichtfertig und weit weg von einem simplen Vorurteil, sondern aufgrund einer genauen Analyse der Situation, des Kontextes und unter Berücksichtigung von objektiven Kriterien und zur Verfügung stehenden Fakten.  Wenn ich sage: Du bist schuld an der Situation, dass alles so aus dem Ruder gelaufen ist! Dass die Beziehung nicht mehr so toll ist wie früher! Dass der Job mir keinen Spass mehr macht! Immer machst du alles falsch! Was empfinde ich eigentlich als gerecht und was als ungerecht und woran mache ich das fest? Und vielleicht noch dringender die Frage: Nach welchem Massstab möchte ich gerichtet werden?
Na ja, eigentlich gar nicht!, fährt es mir durch den Kopf. Warum sollte ich denn gerichtet werden? Und wer sollte dies machen? Wer kennt mich denn so gut, dass er oder sie sich ein Urteil erlauben könnte? Ich kenne mich manchmal ja selbst nicht.

Vom Weltgericht schreibt Matthäus und versucht, Gottes Massstab in Worte zu fassen. Und dieser Massstab verstört, irritiert diejenigen, die drüberspringen, genauso wie die, die darunter durchfallen. Denn Gottes Massstab ist anders.
Und das ist meine Hoffnung.

Von Sigrun Welke-Holtmann