Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?
Markus 4,38

Ob die Fischer am See Genezareth tatsächlich Kissen in ihren Booten hatten oder Jesus eines im Reisegepäck? Aber völlige Erschöpfung macht wohl jede Holzbank weich. Ich habe schon an sehr unbequemen Orten sehr fest geschlafen.

Jesus schläft bei Sturm. Das ist so unglaublich wie das Kissen. Er ist da und zugleich weit weg. Diese Erfahrung teilen viele heute: Gott ist da, zum Greifen nah, aber zugleich der ganz Andere, der zur Welt kommt, aber doch nicht von dieser Welt ist.

«In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.» Dieses Zitat hat man neuerdings in den Klickstürmen des Internets Loriot untergescho- ben. Es stammt aber vermutlich von einem unbekannten Spanier. Dennoch: Es ist wahr.

Die Jünger und Jesus wären ertrunken, hätten sie sich gegenseitig erst noch viele, laute und verletzende Vorwürfe gemacht: Ach, wir hätten nicht losfahren sollen, ihr habt nicht auf das Wetter geachtet, ihr seid schuld!
Die Jünger sind intelligent, sie schreien nach Hilfe, sie wecken Gottes Sohn, ihren Meister. Stürme im Leben und in Gefahr können einen ungeahnten Lebenswillen freisetzen. Gott schenke uns diese Aufgewecktheit immer wieder im entscheidenden Moment.

Von Dörte Gebhard