Schlagwort: Katharina Metzger

10. Februar

Tragt an euren Füssen als Schuhwerk die Bereitschaft
für das Evangelium des Friedens.
Epheser 6,15

Am Ende des Epheserbriefes spricht der Verfasser von der
«Waffenrüstung Gottes»: dem Panzer der Gerechtigkeit,
dem Schild des Glaubens, dem Helm des Heils, dem Schwert
des Geistes. Er ruft die Gemeinde auf, diese Ausrüstung zu
tragen, um gegen «die Geister des Bösen in den Himmeln»
zu kämpfen.
Und eben: die «Friedensschuhe». So zumindest habe ich
mir diesen Vers etwas abgekürzt gemerkt. Dabei habe ich
mich automatisch gefragt, wie dieses Schuhwerk wohl aussehen
würde. Und es ist mir – ganz unbiblisch – ein Schuhladen
in Luzern in den Sinn gekommen, in dem ich kürzlich
per Zufall war und wo es ganz wunderbare, lustige, ausgefallene
Schuhe gab. Schuhe, die ein Zeichen setzen gegen
Uniformität und für Kreativität, Lust und Qualität. Ich habe
mir ein Paar geleistet und fühle mich richtig gut darin.
Es gibt die Auffassung, dass man, um jemanden zu verstehen,
in seinen Schuhen gehen müsse. Ich habe das tatsächlich
noch nie gemacht, nur in die Gartenschuhe meines
Partners schlüpfe ich manchmal, und schon das fühlt sich
seltsam an und ist ein gutes Lehrstück, um einen anderen
Standpunkt zu spüren. Nach all diesen Schuhgedanken frage
ich mich, ob wir nicht überhaupt bereiter wären für «das
Evangelium des Friedens», wenn wir gar keine Schuhe trügen
und barfuss durch die Welt gingen?

Von: Katharina Metzger

9. Februar

Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn
kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.

Matthäus 24,44

Ein Aufruf zur Wachsamkeit! Denn mit dem wiederkommenden
Menschensohn kommt das Weltgericht.
Ich füge an dieser Stelle wieder mal einen Blick in mein
Schulzimmer ein: Siebte Klasse, wir nehmen die Reformation
durch. Ich schreibe an die Tafel «Was kommt nach
dem Tod?» und denke, das sei in einer halben Minute erledigt.
Wahrscheinlich werden alle sagen: «Das kann man
nicht wissen.» Aber nein, es entwickelt sich eine wunderbare
Stunde mit Offenbarungen aus einigen Schülerseelen. Einige
glauben an so etwas wie ein Gericht. Ein Junge sagt, er frage
sich jeden Abend vor dem Einschlafen, ob er «gut» gewesen
sei. Ob es denn für alle einen Weg in diesen sogenannten
Himmel gebe oder nur für die Guten, frage ich weiter. Es
entsteht ein Konsens darüber, dass man seine «Sünden»
schon bereuen müsse. Und vor Gott verbergen könne man
sowieso nichts. Aber: «Gott ist ja ein guter Mensch, äh, Gott.
Er spürt, ob du bereust, und das ist das Wichtigste», sagt ein
Mädchen. – Interessant: Die Diskussion wird von den Muslimen
und Musliminnen geführt, die anderen schweigen und
machen ein wenig grosse Augen.
Aber wahrscheinlich würden alle das teilen, was der
Menschensohn laut Matthäus beim Weltgericht über die
«Guten» sagt: «Was ihr einem dieser meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»

Von: Katharina Metzger

9. Februar

Seine Herrschaft wird sein von einem Meer
bis zum andern und bis an die Enden der Erde.                                                                                                 Sacharja 9,10

«Oh, schön», dachte ich, als ich den obigen Vers las, «da wird wieder einmal Gottes Wirken in seiner Schöpfung beschrieben». Ich erinnerte mich an einen Kanon, den ich in der dritten Klasse gelernt hatte: «Ein heller Morgen oh-ho- ne-he Sorgen …» Vielleicht kennen Sie ihn. Er endet    mit: «… des Herren Macht hat Licht gebracht.»
So eindeutig schön ist das Wirken des «Herrn» in diesem Kapitel nun aber nicht beschrieben. Da geht es vielmehr auch um «Herrschaft».

«Immer dieser Herr, immer diese Herrschaft», denke ich. Aber anstatt den «Herrn» zu verbannen und nach alternativen Beschreibungen zu suchen, möchte ich nun versuchen, aus den Bildern, die zum «Herrn» in mir sind, ein grosses Bild mit Worten zu malen. Was sehe ich?

Da geht ein riesiger Mann über die Erde, den einen Fuss hat er auf einer Landmasse, mit dem anderen hat er das angrenzende Meer schon überquert. Er trägt einen weiten, weichen Mantel, der hinter ihm herweht und die Erdteile darunter in Schutz und Dunkelheit hüllt. Vor sich her sendet er das Licht. Er kennt alle Lebewesen, durch die er hindurchgeht. Er hat einen Stab, mit dem er Verlorenes aufspüren und zurück- holen kann. Er hat riesige Hände, die alles umfassen. Wo er geht, wird Schweres leichter und Verhärtetes biegsamer. Er spricht nicht mit Worten. Er ist da.

Von Katharina Metzger