Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Matthäus 6,9

Seien wir ehrlich: Wie oft haben wir diese ersten Worte des
Gebets Jesu flüchtig und unbedacht dahingesprochen? Um
dann bald bei den Bitten um tägliches Brot und vor allem um
Erlösung von dem Bösen zu landen, wissend, wer für uns die
Bösen sind. Es lohnt sich, schon nach den ersten vier Worten
mal Halt zu machen und etwas die Gedanken schweifen zu
lassen. «Unser» bringt zum Ausdruck, dass der Angerufene
nicht nur mein Vater, mein Gott, ist. Er ist der Vater aller,
die zu ihm beten, und nicht exklusiv meiner. Das schafft
Gemeinschaft. In der Sprache Jesu, dem Aramäischen, heisst
er Abba: Vater. Gemeint ist, wie ich der überzeugenden
Begründung im Buch «Rede und Antwort stehen – Glaube
nach dem Unservater» (Pierre Bühler et al., Theologischer
Verlag Zürich 2014) entnehme, keine biologische Kindschaft,
sondern eine Adoptivkindschaft. Der Adoptivvater ist nicht
Kindsvater, der es durch Zeugung und Geburt seines Kindes
einfach wird. Vielmehr nimmt er sein Adoptivkind aktiv
an Kindes statt an. Er will ihm wie ein Vater sein, Fürsorge
gewähren und nimmt es an, wie es ist. Das ist ein schöner
Gedanke: vom himmlischen Vater einfach angenommen
und geliebt zu sein! Wie in einer gelingenden Liebes- und
Lebensbeziehung.
Nicht umsonst nennen wir etwas, das wir als schön und
erfüllend empfinden, «himmlisch»!

Von: Bernhard Egg