Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft,
spricht der HERR.
Jeremia 31,17

Die Grosskomposition, in der verschiedene Gottesworte aus dem Jeremiabuch zusammengezogen werden, ist ein Kunstwerk. Das brillant arrangierte Gedicht erzählt von der Katastrophe der Zerstreuung und dem Gericht Gottes, dem Leiden im Exil und dem göttlichen Zorn, der Umkehr und der Hoffnung auf die Heimkehr.
Kern der Hoffnung auf die Wiederherstellung des früheren Zustands Israels ist die Hoffnung auf Frieden. Sie bleibt wohl immer eine vom Auslöschen bedrohte Flamme in der dunklen Nacht der Zwietracht, der Vergeltung und des Kriegs, in der unzählige Menschen vertrieben und heimatlos werden. Angesichts der Konflikte, Verteilkämpfe und Vertreibungen, von denen bereits das Alte Testament erzählt und die oft beängstigend aktuell klingen, scheint die Hoffnung auf Frieden eine realitätsferne Utopie.
Wer das prophetische Wort vom Frieden ernst nimmt und aus ihm Hoffnung schöpft, ist dennoch keine Träumerin, kein Träumer. Friede und Versöhnung sind keine Utopien. Realitätsfern ist vielmehr der Glaube, dass die ewige Spirale der Gewalt und der Raubbau an der Schöpfung den Weg in die Zukunft weisen können. Soll es eine Hoffnung auf ein Morgen geben, sind kleine Schritte in Richtung Gerechtigkeit und Verzicht, Versöhnung und Frieden die einzige realistische Variante.

Von: Felix Reich