Jesus sprach zu Petrus: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:
Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst,
wo du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine
Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten
und führen, wo du nicht hinwillst.
Johannes 21,18

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen können,
eigenständige Entscheidungen fällen, für sich selbst sorgen
können, die eigene Persönlichkeit entfalten dürfen: Das ist
die grosse Freiheit. Sie ist kostbar. Und sie soll eben gerade
nicht das Privileg der Jungen, Fitten, Starken sein. Deshalb
ist es die Aufgabe der Gesellschaft, möglichst vielen Menschen
ein Leben in Eigenverantwortung zu ermöglichen,
unabhängig von ihrem sozialen Status oder körperlichen
Einschränkungen. Auf dass Menschen selbst bestimmen
können, welchen Weg sie gehen.
Ausgeliefertsein und Bedürftigkeit gehören zur menschlichen
Existenz: Sie beginnen mit der Geburt. Krankheit, Unfall
und Alter können Menschen in diesen Zustand zurückwerfen.
Das ist ungeheuer schmerzhaft. Doch selbst wer die
Autonomie verliert, behält seine Würde. Die Menschenwürde
erschöpft sich nicht in der Selbstbestimmung. Hilfe
annehmen, sich dem Unverfügbaren ausliefern, die eigene
Bedürftigkeit nicht verstecken ist Ausdruck der Stärke, die
in den Schwachen wohnt. Das Einüben einer Haltung, die
Selbstverantwortung und Demut verbindet, ist eine Lebensaufgabe.

Von: Felix Reich