Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des
Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.
Psalm 124,7
Die Artenvielfalt ist bei der Freiheit sehr gross. Hier folgt
eine kleine, unvollständige Artenbestimmungshilfe, damit
man herausfindet, welche Freiheiten bei einem selbst schon
wachsen und welche besser gedeihen könnten.
Es gibt die Freiheit von allen möglichen Zwängen, aber
auch die Freiheit zu etwas. Bei diesem Tun und Lassen geht
es fast immer um Gut und Böse. Ich kann zum Beispiel helfen
und Hilfe verweigern; ich bin frei, um Hilfe zu bitten und sie
anzunehmen, oder kann dazu zu stolz sein und schweigen.
Es gibt Freiheiten, die ihre menschlichen Grenzen haben an
der Freiheit der anderen, und solch grosse Freiheiten, die nur
bei Gott zu finden sind, die wir als endliche Geschöpfe anstreben,
aber zuletzt nur mit Gottes Hilfe erreichen werden.
Es gibt Freiheiten, die äusserlich in den politischen und
gesellschaftlichen Umständen wurzeln, zum Beispiel Meinungs-
und Versammlungsfreiheit, und innerliche Freiheiten,
die Menschen in äusserlicher Unfreiheit dennoch haben
können. Viktor Frankl, jüdischer Psychologe, erprobte und
lehrte, wie man selbst im KZ innerlich frei bleiben kann.
Im Psalm geht es nicht um das Freisein, sondern um das
Freiwerden. Dazu muss ich, tendenziell auch wie ein Vogelfänger,
auf die Pirsch, um zu erkennen, wo ich gefangen
bin. Das selbsterrichtete Gefängnis meiner Vorurteile zum
Beispiel hat ziemlich dicke Mauern und sehr kleine Fenster.
Von: Dörte Gebhard