Du hast gesehen, wie dich der HERR, dein Gott,
getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf
dem ganzen Wege, den ihr gewandert seid.
5. Mose 1,31

Es wird getragen in dieser Bibelpassage, wie schön. Gott wird
mit einem Mann verglichen, der seinen Sohn trägt. Ich stelle
mir vor, dass dieses Kind schon ein bisschen grösser ist. Der
Mann trägt es eine lange Zeit. Sie wandern zusammen. Auch
Frauen tragen Kinder. Sie tragen sie bereits vor der Geburt.
Kleine wachsende Wesen in ihrem Bauch. Mit ihnen sind sie
neun Monate unterwegs. Frischgeborene werden auch gerne
von Frauen getragen, gestillt, gehalten. Töchter und Söhne.
Später dann, wenn die Kinder etwas grösser sind, kommen
auch die Väter zum Einsatz.


Einspruch! Mangels Gebärmutter habe ich meine Kinder
zwar nicht vor der Geburt getragen, aber schon unmittelbar
danach. Gerne und oft. Nicht erst später. Ich weiss noch gut,
wie ich meinen Sohn im Tragetuch hatte. Manchmal über
Stock und Stein. Manchmal so lange, bis er sich wieder beruhigt
hatte. Ich habe ihm vorgesungen. Alle sieben Strophen
von «Der Mond ist aufgegangen». Diese Momente der Nähe
waren und sind mir wichtig.
Und ich liebe dieses Bild, dass Gott mich trägt. Dass ich
bei Gott geborgen bin. Und ich stelle mir vor, für Gott ist das
ähnlich schön wie für mich damals. Selbstverständliches
Dasein. Unmittelbare Nähe. Herz an Herz.

Von: Chatrina Gaudenz / Lars Syring