Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen
und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert,
dass ich dein Sohn heisse; mache mich einem deiner
Tagelöhner gleich!
Lukas 15,18–19

Das Geld ist verprasst, das Leben in Saus und Braus zu Ende.
Der Kater pocht im schweren Kopf, das schlechte Gewissen
verdunkelt das Gemüt. Am schwersten lastet wohl die
Scham auf dem Sohn, der das gemachte Nest verliess, um
die weite Welt zu entdecken. Scham kann ein schreckliches
Gefühl sein. Sie macht klein, einsam, mutlos.
Dennoch findet der Sohn im Gleichnis Jesu den Mut zur
Umkehr. Was treibt ihn nach Hause? Ist er einfach nicht hart
genug, um das Leben als Schweinehirt auszuhalten? Ist es die
Bequemlichkeit, die ihn zurücktreibt auf das Gut des Vaters?
Ich glaube nicht.
Ich glaube, es ist das Licht der Liebe, das durch den Nebel
der Scham schimmert und ihm den Weg weist. Der Sohn
kehrt um, weil er insgeheim darauf vertraut, dass er auch
als vermeintlicher Verlierer zurückkehren darf und zu Hause
willkommen ist. Die offenen Arme des Vaters, mit denen er
empfangen wird, lassen die Ahnung zur Gewissheit wachsen:
Gegen die Scham hilft nur die Liebe. Die Liebe entschämt.
Davon erzählen das Evangelium und das Leben.

Von: Felix Reich