Mose sprach: Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich
euch heute bezeuge. Denn es ist nicht ein leeres Wort
an euch, sondern es ist euer Leben.
5. Mose 32,46.47

Mose erzählt von Worten, die Leben bedeuten können. Ich
versuche, zu verstehen. Von der Antike bis in die Gegenwart
ist Kontinuität im Judentum an geäusserte und geschriebene
Worte geknüpft, an ein ausuferndes Geflecht von Interpretationen,
Debatten und Meinungsverschiedenheiten, sowie an
zwischenmenschliche Beziehungen. In der Synagoge und der
Schule, aber auch zu Hause, umfasst dieser Austausch immer
mehrere Generationen. Die Worte werden weitergegeben
von Mose zum Volk, von Eltern zu Kindern, von Lehrern
zu Schülern. Damit kommt Lebendigkeit in die Welt; wird
sozusagen Gott in die Welt übersetzt.


Mich interessiert die Bewegung zum Herzen. Das Wort, das
ich höre, nimmt in meinem Körper seinen Lauf. Solange es
nur zwischen den Ohren bleibt, kann es in mir keine Wurzeln
schlagen. Erst wenn das Wort weiter hinab sinkt, entfaltet es
die Wirkung, für die es ausgesendet worden ist. Es bannt die
Angst und zeigt mir den Weg in die Freiheit.
Dort, im Herzen, bewege ich es hin und her, so wie Maria
das Wort der Engel bewegt hat, von dem die Hirten erzählt
haben. Sie hat es ausgekostet. Wieder und wieder gekaut, bis
es sie genährt und stark gemacht hat.

Von: Chatrina Gaudenz und Lars Syring