Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und
Mangel hat an täglicher Nahrung und jemand unter
euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch
und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was der
Leib nötig hat – was hilft ihnen das? Jakobus 2,15–16
Nichts. Das ist die ehrliche Antwort auf diese sehr rhetorische
Frage. Gar nichts. Es ist sogar kontraproduktiv für die
Geschwister und den Frieden, in dem sie gehen sollen. Aber
damit ging es erst richtig los! Die Geschichte der Christenheit
kam mit Jakobus’ anstrengender Fragerei erstaunlich in
die Gänge. Eine ernste Frage ist es, ob sich das Christentum
wegen der alltäglichen gelingenden Diakonie ausgebreitet
hat oder wegen der interessanten dogmatischen Auseinandersetzungen
über das Gottesbild an Synoden. «Historisch
betrachtet verdankt sich die Kirchenbürokratie den Armen
und den Heiden. Denn am historischen Ursprung aller Kirchenverwaltung
stehen zwei Bücher: die Armenlisten und
die Taufmatrikeln. Schon in der Mitte des 3. Jahrhunderts
versorgte die römische Kirche jeden Tag über 1500 Witwen
und Hilfsbedürftige.» (Stefan Heid, kath. Kirchenhistoriker
und Archäologe)
Hilfreich war es für die Geschwister und für den Frieden,
die eigenen Grenzen zu überschreiten und auch den notleidenden
Übernächsten zu helfen, unabhängig von Herkunft,
Religion, Geschlecht, Nationalität oder Alter. So entstanden
Beziehungen, friedliche und «leibhaftige», wo vorher gar
keine waren.
Von: Dörte Gebhard