Tag: 1. März 2024

Mittelteil März / April

Passion – in Granit gemeisselt von Heidi Berner

Im Herbst 2023 waren wir in der Bretagne. In der Umgebung von Morlaix, östlich von Brest, gibt es ganz besondere umfriedete Pfarrbezirke (enclos paroissiaux). Sie bestehen aus Triumphtoren, Beinhäusern, Calvaires (mehrstöckigen Kreuzen) und reich ausgestatteten Kirchen, alles umgeben von einer Mauer. Diese Bauwerke stammen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Damals sah die katholische Kirche ihre bretonischen Schäfchen in Gefahr, weil sich ein Teil den Hugenotten zugewandt hatte. Die Gegenreformation setzte daher auch auf prachtvolle Heiligtümer. Dank der florierenden Textilmanufakturen in der Gegend waren die Mittel dafür vorhanden.

Besonders beeindruckend sind die Calvaires mit Szenen von der Weihnachtsgeschichte bis zur Passionsgeschichte. Zuoberst ist jeweils Christus am Kreuz. Die Geschichten hören also beim Karfreitag auf.

Auch im Innern sind die Kirchen reich ausgestaltet. Die folgenden Bilder sind aber alle von den Calvaires, die im Freien stehen.

Versuchen Sie selbst, die Geschichten zu entziffern.

Plougonven, Kirche St. Yves

Plougonven, Kirche St. Yves

Plougonven, Kirche St. Yves

Guimiliau, Kirche St. Miliau

St. Thégonnec, Kirche Notre Dame

St. Thégonnec, Kirche Notre Dame

Pleyben, Kirche St. Germain

Von: Heidi Berner

1. März

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Römer 8,31

Paulus ist ein alter Mann, als er den Römerbrief schreibt. Ob er deshalb so widersinnige Fragen stellt? Ist er müde und abgestumpft? Sieht er die Realität nicht mehr klar?

Er schreibt an «die Römer», wie wir gewöhnlich sagen. Das klingt sonntags, bei unseren Lesungen, immer grossartig und allumfassend. Es war aber eher ein überschaubarer Kreis, der den Brief, auch damals an einem Sonntag, erstmals vorgelesen bekam. Manche schätzen, es seien seinerzeit ungefähr 250 Christen und Christinnen in der Millionenstadt gewesen.

Paulus ist in seinem langen Leben mehr als genug herumgekommen. Die Widerstände gegen die Verbreitung des Evangeliums und die Widrigkeiten auf seinen Reisen passen nicht auf diese Seite: eine Giftschlange und mehr als Gegenwind, unzählige Male Hass und Hetze gegen ihn, Gefangenschaft und immer wieder Gefahr für Leib und Leben.

Er kann so fragen, weil er trotz allem alt geworden ist, weil er bewahrt wurde, sooft er den allzu frühen Tod vor Augen hatte. Er kann so trotzig sein, weil er nie genug Zeit hatte, um innerlich abzustumpfen. Er kann den wenigen Anfängerinnen und Anfängern im Glauben Mut machen, weil Gott ihn immer wieder auf den Boden seiner wunderbaren Tatsachen gestellt hat. Gefühlt «alle» mögen gegen uns sein. Der Augenschein kann diesen Gedanken geradezu aufzwingen. Aber Gott ist für uns – und für alle seine Geschöpfe. Widerstand ist zwecklos.

Von: Dörte Gebhard