Gott kann machen, dass alle Gnade unter euch  reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten  Werk. 2. Korinther 9,8

Reichtum ist bei Paulus kein Selbstzweck. Er befähigt zum guten Werk. Der Apostel predigt die Grosszügigkeit und scheint doch allzu gut zu wissen, was ihr im Weg steht: die tiefsitzende Angst, zu kurz zu kommen. Deshalb will er den Geiz bei der Wurzel packen und stellt der Furcht das Vertrauen auf Gottes Gnade entgegen.

Freilich lässt sich Freigiebigkeit nicht verordnen: «Jeder aber gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, ohne Bedauern und ohne Zwang.» Es geht hier nicht um einen Wettbewerb der Wohltätigkeit, der in der Logik des Gebens und Nehmens gefangen bleibt, sondern um eine neue Selbstverständlichkeit der Güte, die keinen Gegenwert erwartet. Sie ist Gottesdienst im wahrsten Sinn des Wortes, weil sich «zum Evangelium von Christus bekennt», wer gibt.

Im Gottesdienst gehören Fürbitte, Segen und Kollekte zusammen. Und eine Spende an ein Hilfswerk zu dieser Morgenandacht? Nicht aus dem schlechten Gewissen heraus, privilegiert zu sein, sondern in der gelassenen Gewissheit, von Gott immer wieder reich beschenkt zu werden. Täglich eingeübte Dankbarkeit ist die wirksamste Medizin gegen den Geiz und der beste Antrieb zum Handeln.

Von Felix Reich