Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel  seid und der Geist Gottes in euch wohnt?        1. Korinther 3,16

Auch nach seiner Bekehrung nahm Paulus am Leben im Jerusalemer Tempel teil, und es war für ihn gewiss ein Schock, dass er dort als Abtrünniger und Aufrührer verhaftet wurde (Apostelgeschichte 21,20–40). Die Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahr 70 erlebte Paulus nicht mehr. Er nimmt sie aber hier in seinem Brief an die christliche Gemeinde von Korinth sozusagen vorweg: Der Tempel hat «ausgedient», der Ort des Gottesdienstes ist neu die Gemeinschaft jener, die in der Nachfolge Jesu leben wollen – in Korinth, in Ephesus, in Rom …

In St. Gallen oder Sankt Pantaleon, in St. Etienne, Santiago, San Francisco … können wir hinzufügen. Die Gemeinde Christi ist weltumspannend, überall. In Metropolen und in abgelegenen Nestern kommen Menschen zusammen, um Gottesdienst zu halten und ihr Leben zu teilen. Eine erstaunliche Tatsache, und doch denke ich kaum je daran. Ich denke nicht an die Gemeinden in Peking, Accra, Seoul, Khartum; nicht an jene, die wachsen, nicht an jene, die leiden. Aber manchmal rege ich mich auf über «rückständige» Gebote in Afrika oder über den Fundamentalismus in Amerika. Besser wäre doch, dafür zu beten, dass der Geist Gottes weltweit in unseren Gemeinden und auch bei mir seine Wohnung findet und Verständigung und Versöhnung zu bewirken vermag.

Von Käthi Koenig