Bekehre du mich, so will ich mich bekehren;
denn du, HERR, bist mein Gott! Jeremia 31,18
Wenn es ein Spital für verletzte und misshandelte Wörter
gäbe – die «Bekehrung» würde dort eingeliefert. Wahrscheinlich
läge sie im Zweierzimmer, zusammen mit der
«Mission». Wie oft wurde «Bekehrung» nach dem Gutdünken
von selbsternannten Gurus für zwielichtige Zwecke
missbraucht, wie oft wurde sie, umstellt von dunklen
Drohungen, nackt in die Welt hinausgeschickt. Die «Bekehrung
» leidet an «Missverständnitis», ausserdem ist sie krank
wegen des Grössenwahns und der Besserwisserei derer, die
sie sehr oft in den Mund nehmen oder in die Tasten hauen.
Jeremia, der Prophet und Kenner menschlicher Herzen,
beginnt mit wenigen Worten die notwendige Reha für das
grosse, aber oft geplagte Wort «Bekehrung». Es ist die Bitte
eines Menschen an Gott, aus menschlich auswegloser Situation
befreit zu werden. Es ist das Vertrauen darauf, dass Gott
einen Neuanfang ermöglichen kann, wo er nach menschlichen
Massstäben unmöglich scheint.
Die «Bekehrung» kann wieder Menschenherzen bewegen,
wenn der Leistungsdruck und das Appellieren an die
menschliche Entscheidung operativ und rückstandslos entfernt
sind. Sie kann wieder zu Kräften kommen, wenn heilsam
zwischen Gottes Zuwendung und narzisstischem Influencertum
unterschieden wird. Sie wird dann wieder um die
Welt reisen, mit ihrer Gefährtin seit alter Zeit, der Hoffnung.
Von: Dörte Gebhard