Wasche mich rein von meiner Missetat und
reinige mich von meiner Sünde.
Psalm 51,4

Ganz junge und ganz alte Menschen waschen sich nicht selbst, sondern geben sich dazu anderen in die Hände. Wenn diese sie mit Liebe und Behutsamkeit waschen, ist es eine Wohltat, eine Erfrischung, die bis ins Herz reicht. Umgekehrt ist es erniedrigend, wenn Kleinkinder oder alte Menschen in ihrem Dreck liegengelassen werden. Solche Verwahrlosung stinkt zum Himmel.
Unser Psalmbeter weiss: Wir sind im Blick auf den Dreck, der an unserem inneren Menschen klebt, wie kleine Kinder oder wie kraftlos gewordene Alte. Er weiss: Von mir aus kriege ich mich nicht sauber. Ich werde die Sünde nicht los, die auch zum Himmel stinkt.
Sünde ist nicht bloss ein moralischer Fehltritt. Sünde ist all das, was ich nicht aus Liebe und in Liebe tue, sage, denke, unterlasse. Sünde passiert mir öfter aus Versehen, aus Unachtsamkeit, aus Bequemlichkeit oder Müdigkeit, als dass ich sie bewusst und mutwillig täte. Ich bin wie ein Kleinkind zu ungeschickt, meine Feinmotorik der Liebe ist noch zu wenig ausgebildet. Und wie ein alter Mensch vergesse ich, was ich eigentlich hätte tun sollen, oder bin zu schwach, es zu tun. Doch deswegen bleibt die Sünde dennoch in meiner Verantwortung; sie bleibt meine Sünde – wenn Gott mich nicht reinwäscht. Er tut es liebevoll und behutsam.

Von: Benedict Schubert