Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse
uns von dem Bösen.
Matthäus 6,13

Nicht in Versuchung geführt und vom Bösen erlöst zu werden,
habe ich dringend nötig. Dabei geht es im Unservater
nicht um einen Gott, der mich einem Test unterzieht und
meinen Glauben oder meine Treue auf den Prüfstand stellt.
Gott spielt nicht. Gott liebt.
Oft ist es beschwerlich und kostet mich Kraft, das Gute
zu tun. Im Alltag, wenn ich eigentlich weiss, dass ein gutes
Wort statt betretenes Schweigen angezeigt wäre, ein Blick
und eine Spende jetzt richtig wären statt mein achtloses
Vorübergehen, verständnisvolles Zuhören gebraucht würde
statt selbstgerechter Streit. In Gesellschaft und Politik, wenn
der die Ressourcen ausnutzende Lebensstil bequem und der
längst überfällige Verzicht so schwierig erscheint, wenn die
aggressive Ausgrenzung mehr Stimmen verspricht als das
zähe Ringen um das friedliche Zusammenleben.
Und manchmal erkenne ich das Böse gar nicht. Ich merke
nicht, welche Konsequenzen mein Handeln hat. Wer lebt,
wird schuldig: an Mitmenschen, an der Schöpfung, an der
Zukunft. Deshalb ist die Bitte im Unservater, dass Gott mich
vom Bösen erlöse, existenziell. Auf dass Gott mit seiner Liebe
mir die Augen öffnet für das Gute und mir die Kraft gibt, der
Versuchung zu widerstehen und die gute Tat zu vollbringen.

Von: Felix Reich