Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Psalm 25,6

Im Psalm 25 buchstabiert der Beter seinen Glauben durch. Der Text ist als alphabetisches Gedicht aufgebaut, zu jedem der 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets wurde ein Vers verfasst. Der Psalm bildet damit die Summe aus Sinnsprüchen und Bekenntnissen vor einem weiten Horizont des Glaubens, der sich von der Bitte um Schutz in einer Situation der Verfolgung über das Gotteslob bis zum Eingeständnis des eigenen Ungenügens spannt.

Im Vers, in dem die Güte und Barmherzigkeit Gottes erbeten wird, verdichtet sich die Glaubenshaltung, die den Psalm prägt. Gott gibt dem Menschen Orientierung, doch auf seinem Weg ist der Mensch immer wieder Anfeindungen ausgeliefert, er stolpert und stürzt, scheitert. Deshalb ist er auf die Gnade und den bedingungslosen Zuspruch Gottes angewiesen.

Gott muss also nicht an seine Eigenschaften erinnert werden, vielmehr verbirgt sich hinter der Gedächtnisstütze eine Bitte. Und das Vertrauen, dass das Gebet erhört wird, folgt sogleich, denn die Barmherzigkeit und Güte Gottes ist «von Ewigkeit her gewesen». Davon berichten die Geschichten, die über Generationen hinweg erzählt werden. Und das zeigt sich wiederholt in der persönlichen Erfahrung.

Von: Felix Reich