Was meint ihr aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin. Matthäus 21,2829

Der erste Sohn im Gleichnis verweigert sich dem Willen des Vaters. Und dennoch tut er seinen Willen. Im Stillen. Denn statt zurück zum Vater zu gehen und seinen Ruf wiederherzustellen, tut er einfach seine Pflicht. Der zweite Sohn hingegen tut das Gegenteil. Er bejaht die Frage des Vaters, lässt seinem Versprechen aber keine Taten folgen und geht nicht in den Weinberg.

Mit dem Gleichnis geht Jesus mit dem religiösen Establishment auf Konfrontationskurs. Entscheidend sei nicht, das fromme Bekenntnis abzulegen, sondern «den Weg der Gerechtigkeit» (Matthäus 21,32) zu gehen.

Die Provokation Jesu erinnert daran, dass die Kirche nicht Kirche ist, wenn sie sich selbst genügt. Sie muss immer wieder den Schutz der eigenen Mauern verlassen und zu den Rändern der Gesellschaft vordringen, um Gemeinschaft und Frieden zu stiften. Mir kommen die diakonischen Werke in den Sinn, die in der Nachfolge Jesu für Menschen in allen Lebenslagen da sind. Einige haben sich von ihren religiösen Wurzeln gelöst, durch ihr Tun sind sie kirchlich geblieben.

Von: Felix Reich