Von seiner Fülle haben wir alle genommen
Gnade um Gnade. Johannes 1,16
Jesus bringt die Fülle. Jesus ist die Fülle. Die Fülle, aus der
wir schöpfen. Leben aus der Fülle. Das ist – bei allem Überfluss,
in dem nicht wenige von uns im Westen und Norden
dieser Welt leben – doch eine ungewöhnliche Perspektive.
Denn unsere Gesellschaft fokussiert den Mangel. Überall
wird Mangel erlebt: Mangel an Zeit und Aufmerksamkeit,
Mangel an Lebensmitteln und Wirtschaftsgütern,
Mangel
an Arbeitsplätzen und Geld. Die vorgebliche Knappheit soll
uns zu Wettbewerb und unermüdlichem Streben nach mehr
antreiben.
Tatsächlich aber führt die Fixierung auf den Mangel und
die Angst davor in Geiz und Neid. Neid macht eng – eng um
die Brust, eng im Leben, eng in den Beziehungen zu anderen.
Ein Dieb kommt, um zu stehlen, sagt Jesus, ich aber bin
gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben
(Johannes 10,10). Martin Luther übersetzt: volle Genüge.
Leben aus der Fülle heisst nicht leben im Überfluss. Sondern
den Blick richten auf die Wirklichkeit der Fülle, die uns
geschenkt ist: die Fülle in Gottes guter Schöpfung, die Fülle
an Möglichkeiten für jedes Leben, die Fülle an Gaben, die
wir täglich erhalten.
Leben aus der Fülle macht dankbar und stärkt in uns das
Vertrauen. Das Vertrauen, dass genug für alle da ist. Dieses
Vertrauen führt in die Solidarität, ins Miteinander, ins Weitergeben.
Vertrauen macht unser Herz weit.
Von: Maria Moser