Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden. Psalm 126,1
Die das sagen, träumen von der Rückkehr nach Jerusalem,
aus dem sie viele Jahre zuvor verschleppt worden waren. Sie
sind sicher, dass sie zurückkehren werden, auch wenn es vollkommen
hoffnungslos aussieht, so, wie die Vorstellung 1980
hoffnungslos war, die Mauer könne fallen, oder 2024, ein
empathischer Mensch könne Präsidentin der USA werden.
Träume geben Energie, die Gegenwart auszuhalten, indem
sie innere Bilder schaffen, die sich in Hoffnung verwandeln.
Das Ende des Psalms liefert dazu die praktische Erklärung:
Mit Tränen sät der Vater, weil seine Kinder hungern. Anstatt
aus den letzten Körnern ein letztes Brot zu backen, enthält er
sie den Kindern vor, um später mit Jubel ernten zu können.
Dann werden alle wieder genug zu essen haben.
Wenn es dann so weit ist, bleibt das Lebensgefühl noch
eine Weile traumartig. Was lange nur in der Vorstellung existierte,
wird mit einem Mal Wirklichkeit. Die Seele braucht
Zeit für den Übergang.
Der Glaube umfasst die Aufgabe, in Bezug auf die Zukunft
sich eine Art von Traumzustand zu erhalten. Hartnäckig
weigern sich Christinnen und Christen zu glauben, dass am
Schluss sowieso alles den Bach runtergeht.
Von: Heiner Schubert