Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich
zu mir gezogen aus lauter Güte. Jeremia 31,3

Evangelium! Ein ganzes Kapitel lang – eine Verheissung nach
der anderen für ein Volk, das trauert, zerstreut und zerschlagen
ist. So spricht Gott: «Sie werden weinend kommen, aber
ich will sie trösten und leiten.» Gott gibt sich zu erkennen.
«Denn ich bin Israels Vater und Ephraim ist mein erstgeborener
Sohn.» (Jeremia 31,9)
Es ist der Wendepunkt im Beziehungsdrama zwischen
Gott und seinem Volk, ein Neuanfang und gleichzeitig ein
Wiederanknüpfen an dem, was den Bund zusammenhält –
der initialen, kreativen und radikalen Liebe Gottes. Sie heilt
das, was zerbrochen ist. Sie befreit von der Schuld und überwindet
die Kluft. Jetzt ist es an Israel, den Bund zu erneuern,
das Herz zu öffnen und Gottes Einladung zur Versöhnung
anzunehmen. Aber wie soll es weitergehen?
Meint es Gott ernst mit seinem Erbarmen? Oder poltert
er beim nächsten Fehltritt wieder drauflos, zürnt und straft
der Vater seine Kinder, wenn sie sich von ihm abwenden?
Nein! Weil sich Gott entschieden hat, seine Pädagogik zu
ändern. Wenn wir scheitern, bekommen wir keine Prügel.
Wenn wir fallen – und unseren Fall bekennen – spüren wir
eine Liebe, die uns je und je geliebt hat, wieder aufrichtet, leitet,
tröstet und ermutigt, die zu werden, die wir sein können.
Denn er hat uns zu sich gezogen aus lauter Güte!

Von: Ralph Kunz