Ich will euch tragen, bis ihr grau werdet.
Ich habe es getan; ich will heben und tragen
und erretten. Jesaja 46,4

Es ist viel von Rumschleppen die Rede in diesem Kapitel.
Zuerst werden gestürzte babylonische Götter von Mauleseln
weggetragen, dann teilt Gott den Israeliten mit, dass er sie
ein Leben lang trägt (und erträgt), und schliesslich macht
Gott sich lustig über jene, die selbstgebastelte Götterbilder
mit viel Aufwand auf ganz besondere Plätze wuchten.
Gestern schenkten mir meine Nachbarin und ihr Mann
einen Abschnitt aus der Regel der Diakonissen von Reuilly,
in dem unter anderen steht: «Nimm dir Zeit, in Freundschaft
mit dir selbst zu leben. Atme. Hol mal wieder Luft. Empfange
den Frieden Christi.»
Diese wunderbaren Sätze kamen im rechten Moment zu
mir, der ich auch immer vieles rumschleppe: Sorgen, Verantwortungen,
Ungelöstes und dazwischen auch mal einen
kleinen, hausgemachten Götzen. Gott will mich tragen, ein
Leben lang. Aber ich vermute, dass er auch will, dass die
Last leichter wird. Weil die Sätze aus Reuilly wie ein Echo auf
Jesaja klingen, will ich sie mir zu Herzen nehmen und Ballast
abwerfen. Das ist gar nicht so einfach, weil einige der Lasten
ein Teil von mir geworden sind. Ich ahne, dass gerade diese
als Erstes runtermüssten. Grau bin ich schon. Also sollte ich
wohl langsam damit anfangen.

Von: Heiner Schubert