Wende dich, HERR, und errette meine Seele,
hilf mir um deiner Güte willen! Psalm 6,5
Der Psalmist ist in Not, scheint sich des Zorns, also der Strafe Gottes sicher. Darauf verweisen die vorhergehenden Verse unseres Losungstextes.
«Ein Bussgebet in Anfechtung» ist der Psalm überschrieben. Aber stimmt das, ist der Psalmist angefochten? Geht es ihm nicht vielmehr wie so manchem, so mancher von uns? Wir haben «etwas ausgefressen», vielleicht auch jemandem übel mitgespielt und vermuten, wohl zu Recht, dass die Strafe auf dem Fusse folgen könnte. Wir also erwischt und bestraft werden. Das kann schon ein beklemmendes Gefühl auslösen, ein Gefühl, das auf die Seele drückt.
So kann ich David verstehen, wenn er sich in dieser Notlage an die oberste Richterinstanz wendet und sie ersucht, sich nicht von ihm ab-, sondern ihm zuzuwenden. Diese Zuwendung löst die Beklemmung beziehungsweise, in Davids Worten, rettet die Seele. Sie richtet zerstörte Beziehungen auf und ermöglicht Frieden zwischen Mensch, Gott und Schöpfung. Diese Zuwendung bewirkt, dass aus den Unruhenächten, von denen der Psalmist in Vers 7 schreibt, wieder Nächte der Ruhe, der Geborgenheit werden.
Also hilf uns, Gott, um deiner Güte willen.
Von: Gert Rüppell