Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen. Psalm 145,15–16

Nahrung kommt nicht durch eine Hand vom Himmel herab zu den Hungrigen. Natürlich nicht. Essen ist nicht jederzeit da, weil wir es im übervollen Supermarkt einfach kaufen können. Wir haben es gut, Speise zur rechten Zeit. In der Gemeinschaft, in der ich lebe, erhalten wir Gemüse von einem Hof, dem wir verbunden sind. Wir beziehen Tomaten und Kohl nicht à la carte, wie es uns gerade beliebt, sondern konsumieren mit einer Abnahmegarantie das, was im Moment auf dem Feld wächst. Und wir arbeiten ab und zu verbindlich mit und jäten beispielsweise ein Zwiebelfeld. Das nennt sich solidarische Landwirtschaft.
Es gibt Menschen, denen alle Bezugskanäle und eigenen Äcker im Krieg zerstört wurden. Es gibt Menschen, die weit laufen und unter Lebensgefahr – das Militär steht da und schiesst willkürlich in die Menge – anstehen für eine Ration Überlebensnahrung. Solche Menschen, nicht satte, haben einst die Psalmen verfasst. Deshalb heisst die Hoffnung in Vers 14: «Gott hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind.» Es geht nicht um Gott als Grossbauer oder Supermarktkette, der alle locker mit Nahrung zu versorgen vermag. Es geht um Gott, die mit jenen mitleidet, denen das Essen fehlt. Es geht um den Glauben, dass es trotz allem anders möglich ist. Das nennt sich vielleicht Gottes solidarische Zuwendung.

Von: Matthias Hui