Jesus legte die Hände auf die verkrümmte Frau;
und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott
. Lukas 13,13

Das Bild schmerzt. Eine Frau, bis zur Entstellung erdrückt und in sich zusammengesunken. Der aufrechte Gang, der den Menschen zum Gegenüber macht, gebrochen. Der Geist krank. Seit achtzehn Jahren schon ist die Frau Gefangene eines Leidens, erzählt uns Lukas in diesem Buch. Und doch ist sie in die Synagoge gekommen, um Jesus zu hören. Als Jesus die Frau sieht, ruft er sie zu sich, legt ihr die Hände auf, und sogleich wird sie von ihren Fesseln befreit. Sie richtet sich auf und preist Gott.
Zu schön, um wahr zu sein? Es handelt sich um ein Gleichnis. Lesen wir diesen Vers als ein Symbol dafür, dass der Schritt, sich ein Leiden einzugestehen und Hilfe anzunehmen, der Anfang sein kann, uns von den Fesseln einer grossen Sorge zu befreien. Gehen wir davon aus, dass die Frau schon lange mit sich gerungen hat und dem Besuch in der Synagoge ein innerer Prozess vorausgegangen ist. Sie hat von Jesus gehört und gedacht, dass er ihr helfen könnte. Nehmen wir diesen Vers als Ermutigung, nicht alles allein zu buckeln, weil es für manche Sorgen oder Bürden im Alltag Unterstützung gibt, um eine Last loszuwerden oder sich von einer Fessel zu befreien. Vielleicht ist es keine aufgelegte Hand, dafür aber ein Gespräch oder andere Formen der Berührung. Geben wir uns heute einen Ruck, um etwas, das schon länger auf uns lastet, loszuwerden. Und seien wir dankbar.

Von: Esther Hürlimann