Jetzt ist sie da, die ersehnte Zeit,
jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
2. Korinther 6,2

Bedenkt man die Streitigkeiten, die damals in der Gemeinde
in Korinth ausgefochten wurden, und die Anfeindungen, die
Paulus von seinen Gegnern ertragen musste, dann ist das ein
erstaunliches Wort: «Jetzt ist sie da, die ersehnte Zeit, jetzt
ist er da, der Tag der Rettung.» Paulus unterstreicht damit,
was er zuvor über die verändernde, weltbewegende Kraft
der Versöhnung geschrieben hat, die mit und in Christus
in die Welt gekommen ist: «Ist jemand in Christus, so ist
er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues
ist geworden.» (Vers 17) Gott hat durch und in Christus
«das Wort von der Versöhnung» unter uns aufgerichtet
(Vers 19). Damit ist die Welt, wie wir sie kennen, sozusagen
auf den Kopf gestellt – oder auf neue Füsse. (vgl. Vers 21) Die
Botschaft von der Versöhnung ist – mit einem Begriff aus
der Organisationsberatung – eine «paradoxe Intervention»
Gottes. Sie stellt die Mechanismen, Regeln und Gesetzmässigkeiten
von Erfolg, Einfluss und Macht auf den Kopf, führt
sie ad absurdum. Sie zeigt: Nicht im «immer mehr vom
Gleichen» (mehr Waffen, mehr Quote, mehr Erregung und
Aufmerksamkeit usw.) liegt die Lösung für die Welt und ihre
Rettung, sondern in der paradoxen, schwierigen, fröhlichen,
beharrlichen Arbeit an der Versöhnung als Botschafter:innen
an Christi Statt (Vers 20). Wo das geschieht, wie klein
und unscheinbar auch immer, «ist sie da, die ersehnte Zeit».

Von: Annegret Brauch