Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand
nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder. 5.Mose 15,7
Ich gehöre zu denen, die mit dem Brauch des Tischgebets
aufgewachsen sind. Zum Abschluss einer Mahlzeit gehörten
die Worte: «Danket dem Herrn, denn er ist freundlich
und seine Güte währet ewiglich.» Wir sollten begreifen, das,
was wir hatten, nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten,
sondern als Geschenk. Damit lernten wir auch, dass ein
Aspekt des Glaubens an den Ewigen im Vertrauen besteht,
dass Gott mir all das zukommen lässt, was ich brauche. In
ein biblisch verankertes Glaubensbekenntnis gehört deshalb
eigentlich der Satz: «Ich komme nicht zu kurz.»
Das befreit zur Grosszügigkeit – möglicherweise aus der
Ahnung, dass Gott mich dazu benutzen könnte, andere
nicht zu kurz kommen zu lassen.
Die Bibel ist zurückhaltend, wenn es darum geht, die Frage
zu beantworten, weshalb es Arme und Reiche, Starke und
Schwache, Ohnmächtige und Mächtige gibt. Gleichzeitig
macht sie klar: Das ist weder das, was Gott vorgesehen
hat, noch das, was Gottes Willen entspricht. Das heutige
Losungswort gehört in diesen grossen Zusammenhang. Es
spricht von dem, was wir je als Einzelne tun können: teilen,
was uns gegeben ist, im Vertrauen, dass wir nicht zu kurz
kommen, und in der Hoffnung, dass am Ende niemand mehr
zu kurz kommt.
Von: Benedict Schubert
